Paul Grilley - Yin Yoga "Guru" über seine persönliche Yogareise

Karin mit Paul und Suzee Grilley während eines Yin Yoga Teacher Training im Land of Medicine Buddha in Soquel, Kalifornien.

Karin mit Paul und Suzee Grilley während eines Yin Yoga Teacher Training im Land of Medicine Buddha in Soquel, Kalifornien.

Im Sommer 2013, während des YYTT III Teacher Training mit Paul & Suzee Grilley, im wunderschönen "Land of Medicine Buddha" in Soquel, Kalifornien, sprach Karin mit Paul über Dit und Dat.

K: Vielen Dank dass du dir die Zeit nimmst, während deiner Ausbildung für dieses Interview, welches auf unserer Webseite Yin Therapy veröffentlicht werden wird.

Wie würdest Du Deine Reise mit Yin Yoga beschreiben?

P: Meine Reise startete mit der "Autobiographie eines Yogi", also einem sehr spirituellen, philosophischen Aspekt des Yoga. Kurz darauf begann ich Hatha Yoga zu praktizieren, weil ich interessiert war und alles machen wollte was mit Yoga zu tun hatte.

In den frühen 80er Jahren gab es nur eine kleine Auswahl von Hatha Yoga Büchern auf dem Markt, die ich las. Die Hatha Yoga Bücher dieser Zeit waren eine Mischung aus Asanas, Philosophie und Pranayama. Es gab keine DVDs oder Videos der Asana Praxis. Das Buch von Iyengar war auf dem Markt, aber nachdem ich einen kurzen Blick hinein geworfen hatte, dachte ich: Diese Haltungen kann ich niemals ausführen! (lacht)

Auch deswegen kam ich zuerst mehr über den philosophischen Weg zum Yoga.

Zufälligerweise kam es, gleichzeitig zu meinem Interesse an Yoga, zu einer Yogabewegung, die sich in Amerika abzeichnete, auch in LA, wo ich mich zu dieser Zeit aufgehalten hatte. So begann ich Hatha Yoga Klassen zu nehmen. Und ich war ein bisschen positiv schockiert. Es gab eine Handvoll Studios, vielleicht drei Stück. Aber gerade das hatte mich überrascht, dass es so viel Interesse an Yoga gab, dass man allein ein gesamtes Studio auf Yoga auszurichten konnte und es mehrere davon gab. Und langsam wurde Yoga mein Beruf.

Ich hatte immer das Gefühl, dass ich eine parallele Beziehung zu Yoga hatte, in einer Linie inspiriert durch Meditation und den spirituellen Aspekten, liebend die Philosophie zu lesen und Philosophie im Allgemeinen, auf der anderen Linie aber mein Beruf hauptsächlich das Unterrichten der physischen Praxis war.  Ich hatte mich damals als Übungsleiter gesehen.

Ich weiß, dass Hatha Yoga heutzutage ein großes Zelt ist und Lehrer sehen sich als Lebensberater, spirituelle Berater und Philosophie Lehrer. Viele Lehrer nehmen an, als Yogalehrer dieses alles bedienen oder sein zu müssen, wie ein z.B. spiritueller Führer oder religiöser, mystischer Philosoph des Yoga. Ich hatte nie das Gefühl, das sein oder tun zu müssen.
 

K:  Auch wenn dein Hauptinteresse auf Philosophie lag und du aus philosophischem Interesse mit Yoga begonnen hattest?

P:  Ja. Ich fühlte mich unwohl über diese Dinge zu reden, während einer Asana Klasse. Ich fühlte mich wohl und sicher mit den Asanas und deren Wirkung. Es bringt uns in einen ruhigen, entspannten Zustand und es fördert die Gesundheit.

Aber all die anderen Aspekte des Yoga, nicht dass ich damit hinter dem Berg gehalten hätte, ich sprach mit meinen Freunden darüber und war in einer Organisation, die regelmäßig Meditation praktizierte, aber ich hatte es immer getrennt von meinem Hatha Yoga.  Damals habe ich mich mehr im Gesundheitsübungsraum wohl gefühlt.

Warum? Ich hatte Leute gesehen, die in der anderen Mischung Probleme bekamen, wenn sie all die anderen Sachen reingebracht hatten. Menschen projizierten sehr viel in ihre Lehrer.  Es ist nicht dasselbe, sich über diese Dinge bei einem Abendessen zu unterhalten oder in einer Yogaklasse.

Wenn wir in einer Yogaklasse als Yogalehrer zu Menschen in einem verletzlichen empfindsamen Zustand sprechen, sehen wir all diese aufkommenden Projektionen der Schüler gegenüber dem Lehrer.

„Er ist so wundervoll und so weise, weil er über diese Dinge spricht.“

Meistens habe ich gesehen, dass das zu nichts Gutem führte, nicht in der Lehrer-Schüler-Beziehung, nicht zum Vorteil des Schülers und nicht zum Vorteil des Lehrers. Der Lehrer wurde plötzlich kompetent für jedes Problem, weil die Studenten willentlich um Rat baten, in mehr und mehr persönlichen und intimen Bereichen des Lebens.  Dies geschah langsam und fast unmerklich, und ich war Zeuge dieser Ereignisse.

Zusätzlich zu Gruppenunterricht gab es damals wie heute auch private Klassen. Yogalehrer gingen zu den Wohnungen und Häusern der Schüler. Ich habe meinen Schülern Hatha Yoga Klassen gegeben und plötzlich begannen sie, sich zu öffnen, über private Dinge zu reden, über Beziehungen zu ihren Partnern und Kindern, über ihr Leben, und man denkt – wow....Ich bin nicht qualifiziert ein Therapeut zu sein, noch weniger ein spiritueller Berater.

Meiner Meinung nach gibt es eine Menge Fallen, im Hatha Yoga in verschiedene Richtungen gedrängt zu werden, für die wir nicht qualifiziert sind. Deswegen habe ich es immer voneinander getrennt.

Die einfachere Lösung für mich selbst war es, Asanas und Philosopie getrennt zu halten:

Meine Arbeitsbeschreibung waren physische Arten der Therapie anzubieten, mit ebenso beruhigender mentaler Wirkung. Wenn Du über Chakren, Meditation, Reinkarnation, Spiritualität, Karma reden möchtest, sollten wir Freunde werden oder sein.

So machte ich es zu einer Regel von mir, dass ich keine Klienten gleichzeitig als Freunde hatte, weil es die Beziehung vernebelte. Und so führte es zu zwei Freundeskreisen, einem, mit dem ich meine Spiritualität teilte und einem anderen, mit dem ich mein Hatha Yoga teilte.

Das ist meine Beziehung zu Yoga.
 

K: Was führte dich zu Yin Yoga?

P: Ich probierte verschiedene Stile des Yoga aus und fühlte dass ich in meiner Flexibilität nicht mehr weiter kam. Ich machte minimale Fortschritte von einer Gleichgewichtsübung zur nächsten zu gehen, ohne dabei auf die Nase zu fallen. Aber ich wurde nicht mehr flexibler. Zu dieser Zeit dachte ich noch sehr naiv, dass man nur genug dehnen und durch sein Karma arbeiten müsse, um danach alles erreichen zu können.

Zu einer gewissen Zeit hatte ich alle archetypischen Formen ausgeschöpft, die wir im Yoga kannten, durch hunderte von Stunden des eigenen Experimentierens und Lehrens.

Und dann sah ich Paulie Zink über Material Arts in einer Talk Show sprechen. Er brachte immer wieder Yoga ins Gespräch und demonstrierte es, eine Art Yoga welches ich noch nicht erfahren hatte. In seiner Demonstration und Erklärung zeigte er Yogaposen, die über eine sehr lange Zeit gehalten werden. Alle Stile, die ich bisher praktiziert hatte, waren dynamisch, heiß und schweißtreibend.

An diesem Interview hielt ich mich fest, eine Erklärung zu finden, warum ich nicht so flexibel wie meine Studenten war, obwohl ich sehr hart trainierte. Und ich dachte:

Vielleicht ist es das?  Es ist so anders zu dem, was ich den letzten sieben bis acht Jahre nachgelaufen bin! Vielleicht habe ich deswegen keine Fortschritte gemacht? Weil alle Stile eine Variation desselben Konzeptes sind?  Dieser Stil ist sehr verschieden und doch sehr komplementär!

Ich studierte mit Paulie über ein Jahr, und ich verstand nach einer Weile, dass ich wahrscheinlich doch nicht flexibeler werden würde, aber es fühlte sich richtig gut an, diesen Stil zu praktizieren.  Zu dieser Zeit war ich Ende zwanzig und nach acht Jahren Yoga, fühlte sich die Mischung richtig gut an.

So kam ich zu Yin.  Ich hatte eine Yang Praxis, ich hatte eine Yin Praxis.

Letzten Endes sind wir alle auf einem Marktplatz, konkurrieren um dieselben Menschen, mit einem Interesse an Yoga oder Yogaprodukten, und ich dachte: Niemand unterrichtet Yin. Ich finde es eine wunderbare Praxis. Dann unterrichte ich Yin! (lacht)

Es war sicherlich eine sehr pragmatische Herangehensweise.

Ich fühlte dass Yin Yoga noch unbekannt war, kein Gehör in der Welt hatte oder einfach unterbetont war. So kam ich zum Yin Stil des Hatha Yoga.

Aber das hatte keinen Einfluss auf mein spirituelles, psychologisches Interesse an Yoga. Yin Yoga hatte nur weitere Übungen der physiologischen Therapie für mentale Gesundheit hinzugefügt.
 

K: Du hattest mir vor Kurzem erzählt, dass du früher ein schwarzer Ritter warst.  Praktiziertest du Yin Yoga mit dieser Mentalität oder hatte sich das schon verändert?

P: Ich hatte die Erwartungen eines schwarzen Ritters. Schwarze Ritter sind Menschen mit einem Ziel oder Menschen, die sich nach einem Ziel ausrichten. Und hier gab es eine Herausforderung!

Kannst du die Pose für fünf Minuten halten?  Kannst du die nächste Pose für zehn Minuten oder fünfzehn Minuten halten? Kannst du die Haltungen drei Mal hintereinander machen? Nicht meine gesamte Yin Yoga Praxis war erfüllt davon, aber der schwarze Ritter hatte immer wieder eine Aufgabe.
Wie kann man die Übung verändern, damit es eine Herausforderung wird.

Meine Freunde, Studenten und ich experimentierten sehr viel mit Posenlänge und Wiederholungen. Wir spielten mit der Praxis wie wir es auch mit unserer Yang Praxis taten.  Und das war auch der Yang Aspekt in unserer Yin Praxis, nach Veränderung zu suchen und die Frage, was der beste Weg ist zu praktizieren.

Wenn fünf Minuten gut sind, sind zehn besser?
 

K: Wie und was praktizierst du heute?

P: Primär Yin Yoga, wenn Du mich nach meiner physischen Praxis fragst. Meine Hatha Yoga Praxis ist 95% Yin Yoga.

Wenn es zu meiner Yang Praxis kommt, sind diese Übungen sehr viel konventioneller, wie Bergwanderungen, eine Kuhglocke schwingen (mit Eigendynamik ein Gewicht schleudern) etc...  Ich sehe Yang Yoga nicht als Erfüllung meines Gesundheitsregimes.

Wir leben glücklicherweise in den Hügeln, umgeben von wundervoller Natur.  Wenn es um Kraftsport oder dynamisches Kardiotraining geht zur Gesunderhaltung meines Körpers findet das in der Natur statt.  Hätte ich nicht die Möglichkeit so viel in der Natur zu sein, würde ich sicherlich mehr Yang Yoga praktizieren.

Yoga ist derzeit mein Yin Vitamin.
 

K: Wie integrierst du Yoga in dein Alltagsleben?

P: Zumeist die Gedanken und Reaktionen zu führen.

Suzee und ich meditieren jeden Tag. Wir praktizieren Yoga (physisch) fast jeden Tag. Wir haben eine disziplinierte Praxis. Das ist vielleicht sehr pragmatisch.

Aber wenn Du über Yoga im normalen Alltag sprichst, z.B. beim Kochen, Einkaufen, Spielen, dann manifestiert es die Praxis in den Gedanken und Reaktionen, die wir haben, objektiv zu bleiben, wenn eine kleine Irritation hochkommt. Sich zu fragen:

Warum bin ich jetzt verärgert? Warum nerven mich diese Dinge?  Allein das Verfolgen des Ursprungs des Ärgers in einem Selbst oder das Reflektieren darüber, wie wir unseren eigenen Tag die meiste Zeit sabotieren, ist eine Manifestation.

Der Ort an dem ich lebe, hat eine kleine sichere liberale Gemeinde und eine wunderschöne Umgebung. Wir leben also unter sehr glücklichen Umständen.

Wenn man diese Umstände hat, muss man sich fragen: Wenn jemand hier einen schlechten Tag hat, ist es kaum anzunehmen, dass es von außen kommt! Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass der Kopf involviert ist mit dem Wiederkäuern vergangener Erlebnisse oder Angst vor Erlebnissen der Zukunft, die noch nicht eingetroffen sind. Manche Gedanken sind vielleicht wichtig. Viele dieser Gedanken sind aber sicherlich unnötig und schaffen Unbehagen.

Oft ist das Wiederkäuen einfach nur unproduktiv.

Wenn wir nicht glücklich und zufrieden sind, was sich z.B. in einer Unhöflichkeit zeigen könnte, müssen wir uns fragen, warum?

Wenn ich es ärgerlich finde, Einkaufen zu gehen oder alle Dinge nervig finde, die ich jeden Tag verrichten muss, wenn alles zu viel wird, dann könnte es ein Zeichen dafür sein, dass das spirituelle Leben etwas zu kurz kommt oder bereits aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Unser spirituelles Leben sollte uns belastbarer, nachgiebiger und elastischer in unseren emotionalen Reaktionen machen, sonst ist das Leben und deren unausweichliche Alltagsverpflichtungen ein endloser Ärger.

Unsere Praxis sollte uns in Berührung bringen mit den Vorgängen des Geistes und dessen Reaktionen. Wir sollten sehen wie wir sie kontrollieren können bzw. wie viel Einfluss wir auf sie haben.

Für mich (Paul) verärgert zu sein, genervt zu sein, unhöflich zu sein, unaufmerksam zu sein, weniger als nett zu sein im Alltagsleben, heißt, dass ich mich damit auseinandersetzen muss, reflektieren muss, warum das so ist.  Denn die Umstände, in denen ich lebe, sind fantastisch.

Ich kann verstehen, wenn Leute Probleme haben, sich z.B. scheiden lassen, kein Geld oder keinen Job haben – da ist ein Stress, der diese Menschen meist nicht gut reagieren lässt und sie nicht repräsentiert.

Ich habe keine dieser Entschuldigungen!

Ich bin glücklich verheiratet, ich bin glücklich, dort wo ich mich befinde, ich habe keine Schulden, ich habe kein Kind an einem Lebenserhaltungssystem... Meine äußeren Umstände sind fast jeden Tag großartig.  Viele Menschen in der Welt würden gerne in meinen Schuhen stecken.

Warum bin ich dann nicht vollständig glücklich?  Warum lassen mich Dinge verärgern? Was ist die alltägliche Manifestation des Yoga?

Die alltägliche Manifestation ist, entspannt zu bleiben, geduldig, relativ unbeeindruckt von äußeren Umständen. Vielleicht das Ziel, ruhig und entspannt aufzuwachen und vielleicht etwas müder ruhig und entspannt zu Bett zu gehen.

Das wäre für mich der Idealzustand.
 

K: Ist es immer noch ein – work in progress – ein ständiges daran arbeiten?

P: Oh ja! Manchmal schau ich auf mein Leben und sehr wenig hat sich verändert. Heutzutage kann ich mich sicherlich selbst besser kontrollieren und aufmerksam gegenüber mir und meinen inneren Reaktionen sein. Aber die inneren Reaktionen sind immer noch da.

Früher wären sie als äußere Reaktionen herausgekommen in verschiedenen Ausdrucksweisen, ohne vorherige Reflexion. Nun werden die ungerechtfertigten inneren Impulse, bevor sie sich entladen können, durch Ruhe und Aufmerksamkeit abgefangen.

Der nächste Schritt ist: Warum sind diese Impulse nach so langer Zeit auf dieser Erde immer noch da?

Mein Lehrer sagt sehr großzügig: Es ist sehr schwierig wirklichen Fortschritt zu erreichen, dein fundamentales Temperament und Natur wirklich zu verändern.

Die Lehre daraus wäre, Yoga nicht als Kurzstreckenziel zu sehen, z.B.:

Wenn ich diese Übung mache, erreiche ich dieses Ergebnis. Wenn ich meine Persönlichkeit verändert habe, dann...
Ich glaube nicht, dass die Kurzstrecke hilfreich ist.

Wir schälen die Zwiebel, bis wir wahrhaftig sanft sind, wahrhaftig mitfühlend, wahrhaftig ruhig, soll heißen, nicht eine trainierte, disziplinierte Praxis, sondern wahrhaftig sagen zu können: Das stört mich nicht mehr.

Und ich kann jetzt schon sagen: Komm zu meinem Grab und dieses Projekt wird wahrscheinlich nicht komplettiert sein. Aber das macht mich nicht depressiv, ich glaube eher, dass das der Norm entspricht.

Ich finde es sehr suspekt wenn Menschen zu einem Workshop gehen und danach behaupten sich vollständig verändert zu haben. Inspiriert ja, aber verändert?

Da bin ich sehr argwöhnig.
 

K: Oh, darüber spricht gerade ein Buch, das ich in meinem Raum lese über Buddhismus (Buddhistisches Zentrum in Soquel, Kalifornien  – Anmerkung des Übersetzers). Zitat: "Die Mönche und Nonnen sind normale Menschen – sie üben nur."

P: Ja und ich denke, je mehr du übst und siehst wie stur die Muster sind, desto mehr wirst du tiefere Aspekte deines Lebens ergründen oder darüber reflektieren.  Ich glaube nicht, dass ich irgendwelchen Illusionen oder Selbsttäuschungen meiner Entwicklung aufliege, oder das was ich erreichen werde in diesem Leben.  Aber ich habe große Hoffnung, dass die Anstrengungen, die ich in diesem Leben kreiere, in mein nächstes Leben übergeleitet werden.
 

K: Markus und ich haben vor einer Weile geglaubt, wie gut wir uns selbst einfangen können, bevor die Emotionen sich im Außen Luft verschaffen. Und dann wurde unser Kind geboren. (beide lachen)
Und dann kamen all diese alten Muster und Gewohnheiten wieder ans Tageslicht. Und wir dachten: Verdammt, wir dachten, wir hätten das unter Kontrolle. (beide lachen)
So, ja, unser Sohn ist unser bester und größter Yogalehrer!
 

K: Was sind die therapeutischen Qualitäten von Yin Yoga?

P: Primär würde ich sagen, sind die therapeutischen Vorteile psychologisch.  Wir können es aber nicht genau sagen, da wir mit keinem wissenschaftlichen Beweis aufwarten können, weil es keine Studien darüber gibt.

Wir können Anekdoten erzählen bis wir sterben, aber wir haben keine Beweise. Jede Yogaschule hat Anekdoten. Gegensätzliche Schulen haben Anekdoten der Heilung mit gegensätzlichen Sichtweisen und unterschiedlicher Praxis und Verhaltensregeln.  Eine Anekdote ist nicht wissenschaftlich.

Es gibt viele Menschen die auf Yin Yoga schwören: Yin Yoga veränderte mein Leben. Yin Yoga brachte mich von einem hektischen Wesen, zu einer ruhigen Wesensart.  Ich glaube diesen Geschichten.  Aber wir haben keine Studie, die besagt, wie viele aus hundert Personen denselben Effekt spüren.

Wenn Du mich fragst: Verlängert Yin Yoga unser Leben oder macht es uns beweglicher?  Es ist zu früh, das zu sagen. Wir wissen es einfach noch nicht.  Wir können historisch zurückblicken und sagen, dass Yoga in der Vergangenheit Yin-isch war.

Aber auch das hilft uns nicht sonderlich, weil es auch da kaum Informationen über das Leben der Praktizierenden gab oder gibt. Lebten sie länger? Hatten sie ein besseres Herz? Selbst wenn es wahr wäre, wäre es keine ausreichende Datenmenge oder diese Daten nicht überprüfbar.  Somit würden diese Aufzeichnungen auch eine historische Anekdote bleiben.

In unserer Zeit, in der wir leben, sind es wissenschaftliche Ergebnisse, die zählen und Yin Yoga ist nicht wissenschaftlich ergründet.

Ich kann dann nur von meinen persönlichen, subjektiven Erfahrungen ausgehen, wenn ich sage, dass mein Wunsch und meine Fertigkeit, in Meditation zu sitzen in direktem Zusammenhang steht mit meiner Yin Praxis.

Meine Yin Praxis hilft meiner Meditation.  Und ich kann nicht sagen, dass das ebenso auf meine Yang Praxis zutrifft.

Ich finde Menschen, die sich regelmäßig in Yang Praxis in aktiver physischer Aktivität verausgaben, haben kaum die Möglichkeit und Energie eine zufriedenstellende sitzende Praxis zu entwickeln.

Ich weiß nicht, ob es an der limitierten Zeit und Energie liegt, die man im Allgemeinen geben kann? Es könnte sein.  Aber egal was die Gründe auch sein mögen, rutschen viele Menschen die Yin praktizieren, mehr und mehr in eine Meditationspraxis.  Und da sehe ich primär die Wichtigkeit von der Veränderung in der Psyche.
 

K: Woran arbeitest du derzeit? Was ist dein nächstes Projekt?

P: Wir verfeinern unsere Kurse und den Aufbau der Kurse. Das war unsere Hauptaufgabe in der letzten Zeit, konstant daran zu arbeiten, die Kurse zu verbessern.

Wir versuchen dieselben Informationen zu präsentieren, aber man wird besser in der Reihenfolge der Präsentationen und in unserem Prozess, wie oft wir eine konzeptionelle Idee wiederholen müssen, bevor die Lichter angehen.

So oft, im Besonderen bei den ersten Konzepten, nicken die Studenten im Einverständnis, aber sie verstehen nicht die Gesamtheit der Implikationen, die das Konzept für Yoga bereithält, welche wir versuchen zu transportieren.

Deswegen müssen wir das Material immer und immer wieder präsentieren, bis die Lichter angehen und das Konzept in der Tiefe erfasst ist. Die richtige Reihenfolge hilft dabei sehr.

Das war und ist unser Hauptprojekt, immer wieder das Training anzupassen und zu verfeinern.

Wenn wir nach einem Training zuhause ankommen, gehen wir durch jeden Tag unserer Präsentationen. Wir schreiben auf, wie lange wir brauchten, welche Bilder wir benutzten, um unsere Präsentation zu unterstützen... War die Präsentation zu kurz? War sie zu lang? Brauchen wir mehr Bilder, um verschieden Punkte klarer zu machen?

So arbeiten wir seit wir zusammen unterrichten.  Dieser Prozess hat nie aufgehört.

Diese Teile des Kurses, Yin Yoga & Anatomie Teile 1-4 je 100 Stunden, sind schon sehr gut gestaltet. Was die 5er Kurse angeht, sind wir zwar stolz auf sie, allerdings werden diese Kurse in Zukunft noch viele Verbesserungen erfahren. Warum? Weil wir die Kurse noch nicht oft genug gegeben und überarbeitet haben.
 

K: Magst du uns zum Schluss noch deine neuesten Workshops und Ausbildungen vorstellen?  Wie sieht es mit Level fünf aus?

P: Level 5, nächstes Jahr (2014) wird unser erster Versuch sein, die Bhagavad Gita zu unterrichten. Und wir haben bereits einige Anmeldungen, was sehr ermutigend ist, gerade weil es noch ein Jahr hin ist bis zum Kurs.

Das Material ist wirklich großartiges Studienmaterial. Wir haben bereits unser systematisches Studieren begonnen, für mehrere Stunden pro Tag.  Der Text der Gita ist endlos tief. Jedes Mal wenn du mehr Lebenserfahrung mitbringst, spricht dieser Text auf einem neuen Level zu dir. Somit ist es für mich ein wahrer spiritueller Text.

Ein wahrer spiritueller Text ist für mich ein Text, den du in keiner Weise in den Einsichten oder Erkenntnissen vollständig ausschöpfen kannst. Man liest immer wieder auf einer tieferen Ebene.
 

K: Welche waren deine Lehrer die dich am Meisten beeinflusst haben?

P: In Yoga sicherlich Paulie Zink für Yin Yoga.  Für Philosophie der spirituellen Lehre ist es Dr. Hiroshi Motoyama.
 

K: Vielen Dank Paul für das Interview. :-)
 

Für mehr Informationen über Paul & Suzee Grilleys Yin Yoga & Anatomie Ausbildung und Workshopplan: www.paulgrilley.com

 

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